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Wir (Heike, Tim und ich) planen über die Ostertage
eine Kanutour auf dem Fegensee in Südschweden zu machen. Uns ist klar,
daß eigentlich noch keine Saison für mehrtägige Kanutouren
in Schweden ist. Da der Winter aber auch in S üdschweden relativ milde
ausgeklungen ist gehen wir davon aus, daß sich zumindest kein Eis
mehr auf dem See befindet.
Ein Kanuführer beschreibt den Fegensee als nahezu ideales Kanurevier:
Von Norddeutschland aus schnell erreichbar, landschaftlich schön und
touristisch nicht überlaufen.
Heike und Tim haben noch keinerlei Kanuerfahrung, ich habe vor ein paar
Jahren mal eine mehrwöchige Kanutour auf dem Femundsee und dem folgenden
Trysilälven gemacht. Wir wollen das Kanu in Hamburg mieten, da wir
in unserem knapp bemessenen Oster urlaub nicht noch Zeit damit verschwenden
wollen vor Ort ein Kanu zu organisieren. Tim bucht das Kanu für Mittwoch
den 26.3. in Hamburg vor.
Mittwoch, 26.3.97
Wir treffen uns am Nachmittag um das Kanu abzuholen. Leider ist bei dem
Kanuverleih der Verantwortliche nicht anzutreffen, niemand weiß bescheid.
Also gehen wir erst einmal einkaufen. Danach gehen wir wieder zum Kanuverleih,
noch immer ist der Chef nicht da. Man sagt uns aber, daß er irgendwann
wohl gegen 18 Uhr noch käme, um die Halle abzuschließen. Wir
gehen nun ein Eis essen. Danach sagt man uns, daß die Ehefrau des
Chefs gerade da war, jetzt aber wieder weg sei, aber es we rde bald wieder
jemand kommen. nungut, wir warten (schon etwas nervös) nun direkt
beim Kanuverleih, irgendwann kommt dann die Frau des Chefs wieder. Es ist
Ihr ein wenig peinlich, daß der Termin vergessen wurde, aber wir
bekommen unser Kanu (3- sitziger Kanadier), laden es auf den VW-Golf, binden
die Paddel hinein und fahren von dannen.
Abends packen wir dann noch unsere Tonnen und laden sie ins Auto. Wir verwenden
wasserdichte Tonnen um unsere Klamotten zu transportieren. Wir hoffen zwar
nicht zu kentern, aber für den Fall des Falles bleiben die Sachen
wenigstens trocken.
Donnerstag, 27.3.97
Morgens müssen wir leider alle noch arbeiten. Heike, der das Auto
gehört, fährt nun mit Kanu auf dem Dach zur Arbeit und muß
sich die dummen Sprüche ihrer Kollegen gefallen lassen. Gegen 15:30
Uhr treffen wir uns alle bei Tim. Do rt laden wir noch sein Gepäck
in das Auto und fahren los.
Heike vor ihrem Auto mit Kanu
Auf einmal funktioniert der Blinker nicht mehr, ein
schöner Urlaubsstart. Naja, der ist ja nicht lebenswichtig, dann müssen
wir eben etwas vorsichtiger fahren. Ein Wackeln am Blinkerrelais löst
dieses Problem dann aber doch kurzfristig.
Wir fahren Richtung Puttgarden. Dir Fährverbindung der Vogelfluglinie
ist zwar nicht die billigste, aber da alle halbe Stunde ein Schiff fährt
und wir in unserem kurzen Urlaub keine Zeit verschwenden wollen indem wir
auf irgendwelche Fähren warten, haben wir sie gewählt. Außerdem
sind wir zu dritt, da fallen die Mehrkosten nicht so ins Gewicht.
Um 19:02 Uhr kommen wir in Puttgarden an, gerade noch rechtzeitig um die
Fähre um 19:05 Uhr zu erwischen, so ein Glück. Eine Stunde fahren
wir nun bis Rødbyhavn. Genug Zeit um eine Tafel Marabu- Schokolade
zu kaufen und zu erwerben. Die F ahrt durch Dänemark ist, wie immer,
langweilig, und deshalb verschlafe ich sie. Durch die Kreisverkehre in
Helsingør wache ich auf. Hier haben wir nicht so ein Glück
mit der Fähre nach Helsingborg, wir müssen 40 Minuten warten.<
BR>
In Schweden angekommen finden wir auch bald die richtige Straße,
wir müssen noch ca. 150 km durch Schweden fahren.
Wir wollen kurz vor Fegen noch irgendwo wild campen. Hinter Torup finden
wir auch recht schnell eine kleine abgelegene Stelle an einem Weg. Wir
bauen unser Zelt auf, und es beginnt zu regnen. Na toll. Allerdings ist
der Regen nicht so schlimm, und eigentl ich schauert es auch nur ab und
zu. Gegen 02:00 Uhr schlafen wir dann ein. Leider ist genau unter meiner
Liegestelle ein riesiger Knubbel, den wir beim Zeltaufbau nicht bemerkt
haben, so schlafe ich ziemlich schlecht.
Freitag, 28.3.97
Nachts hat es immer noch etwas geregnet, als wir aufstehen verziehen sich
die Wolken aber schon und die Sonne kommt durch. Wir packen unsere Sachen
zusammen und wollen nun noch Fleisch (zum grillen) einkaufen. Auch wenn
heute Karfreitag ist, sind wir gute r Hoffnung offene Supermärkte
zu finden. Wir fahren zurück nach Torup. Der große Konsum-Markt
hat geschlossen, allerdings ist ein kleinerer Supermarkt auf. Der hat aber
kein Frischfleisch. Wenigstens bekommt Heike eine Zahnbürste, die
hat sie nämlich zuhause vergessen. Außerdem kaufen wir zwei
Pakete abgepackte Würstchen, die bestimmt nicht schmecken, aber es
gibt ja nichts anderes.
Wir fahren nun nicht direkt nach Fegen, sondern noch einen kleinen Umweg
über Ätran, aber auch der dort geöffnete Laden hat kein
Frischfleisch. Wir kaufen dort aber noch drei Liter Milch, die wir vorher
vergessen haben. Dann geht es weiter nach Fegen. Dort angekommen können
wir den schönen See schon bewundern. Direkt an unserer geplanten Einsetzstelle
ist eine Tankstelle mit Laden, aber auch dort gibt es kein Frischfleisch.
Pech. Wir müssen uns wohl an die Würstchen halt en.
Der Tankstelle angegliedert ist sogar ein Kanuverleih, aber wir haben ja
unser eigenes Kanu dabei. Das laden wir nun vom Dach unseres VW-Golf ab
und lassen es zu Wasser. Ein kleiner Steg erleichtert uns das Beladen des
Bootes.
Gleich geht es los
Erst haben wir leichte Befürchtungen, daß
das Boot bei drei Personen inklusive (viel) Gepäck und Lebensmittel
für die nächsten fünf Tage etwas überladen ist, als
wir aber drin sitzen und lospaddeln bestätigt sich d ies doch nicht.
wir haben von innen rund um das Boot eine Leine gespannt, wo wir all unser
Gepäck mit Karabinerhaken einhängen. Im Falle einer Kenterung
würde so das Gepäck wenigstens nicht davontreiben. Wir hoffen
aber inständig, daß wir nicht kentern würden, weil das
Wasser noch eiskalt ist.
Die Sonne scheint, wir haben sogar leichten Rückenwind und wir kommen
gut voran. Es gibt einige Inseln und Inselchen im Fegensee. die meisten
davon sind Vogelschutzgebiet, das heißt, man darf sie zwischen dem
1.4. und dem 15. 7. nicht betreten, aber ich glaube auch das ganze Jahr
nicht drauf campen. Wir haben jedenfalls eine Insel ins Auge gefaßt,
die kein Vogelschutzgebiet ist und hoffen darauf unser Lager errichten
zu können.
Als wir nach einigen Stunden Paddelei dort ankommen stellt sich die Insel
leider als völlig ungeeignet heraus, da das Anlanden an sich schon
recht schwierig ist, und die Insel überall voller Gestrüpp oder
Sumpf ist. Am gegenüberliegend en "Festlandufer" finden
wir jedoch eine geeignete Stelle, wo wir das Kanu auch einigermaßen
gut an Land ziehen können, ohne es zu beschädigen. Wir haben
nur ein relativ einfaches Kanu aus GFK oder einem ähnlichen brüchigen
Mater ial gemietet, das lackiert ist. Der Lack blättert natürlich
leicht ab, wenn man über Steine schrammt, aber wir bemühen uns,
dies zu vermeiden.
Das Zelt ist schnell aufgebaut, eine Feuerstelle schnell fertiggemacht,
der Hunger groß, also wird Essen gekocht. Da wir ja kein Frischfleisch
bekommen haben verzichten wir notgedrungen auf das Grillen und bereiten
uns leckere Spaghetti mit Schinken , Champignons und Sahnesoße zu.
Die Nudeln kochen wir auf dem Feuer, die Soße auf einem kleinen Benzinkocher.
Das Kochen auf dem Feuer ist immer ein großer Spaß, der Topf
ist von außen schwarz, rußig und klebrig, man br aucht gar
nicht erst den Versuch machen ihn zu reinigen, man packt ihn nach Gebrauch
am besten zweimal in Plastiktüten und das reicht dann auch schon.
Zum Kochen nehmen wir Seewasser, unsere vier Liter mitgebrachtes Trinkwasser
wollen wir uns erst einmal in Reserve halten. Am Anfang ist dies für
einen zivilisationsgeschädigten Mitteleuropäer zwar ein komisches
Gefühl, aber man gew&ou ml;hnt sich schnell dran und wir sind
auch noch alle gesund. Micropurtabletten haben wir zwar mit, aber wir wollen
unser schönes schwedisches Seewasser nicht mit unnötiger Chemie
belasten.
In einer kleinen Seitenbucht sehen wir noch dünne Eisschollen, die
wohl noch vom Winter übriggeblieben sind.
Sonnenuntergang
Nach Anbruch der Dunkelheit genießen wir neben dem Lagerfeuer noch einen Ausblick auf den Kometen Hale-Bopp, der wirklich gut zu sehen ist
Das allabendliche Lagerfeuer
Dann gehen wir schlafen. Die Nacht ist relativ kühl,
doch mit unseren Schlafsäcken und unserer Polartec-Kleidung sind wir
gut gerüstet.
Samstag, 29.3.97
Morgens werden wir durch die Sonne geweckt. Als ich zum p.... gehe, sehe
ich, daß die Pfützen im Sumpf gefroren sind, es war also unter
Null Grad. Wir haben aber trotzdem gut geschlafen. Die Sonne scheint genau
auf unsere Anlegestelle, die wir nun spontan zur Waschstelle umfunktionieren.
Wir baden zwar nicht richtig, aber trotzdem ist uns beim Waschen erstaunlich
warm, wir hatten viel mehr Angst vor dem kalten Wasser.
Wir frühstücken. Wir backen Aufbackbrötchen, indem wir sie
auf Stöcke spießen und diese dann nahe dem Feuer in die Erde
stecken. Man muß ziemlich aufpassen, das Brötchen oft genug
zu drehen, sonst verbrennt die dem Feu er zugewendete Seite ganz schnell.
Bis die Brötchen jedoch durchgebacken sind vergeht eine ganze Zeit,
aber wir haben es ja nicht eilig.
Brötchen aufbacken
Danach wird noch ein ganzes Paket Schokomüsli vertilgt. Dazu gibt es Kakao. Echt gemütlich. Nur der Wind kann sich nicht entscheiden, in welche Richtung er den Qualm blasen will, so müssen wir immer wieder kurz flüchten. Nach dem Fr ühstück wird dann in aller Ruhe das Zelt abgebaut und das Kanu beladen. Wir haben uns schon auf der Karte eine neue Insel ausgeguckt, die kein Vogelschutzgebiet ist. Dort wollen wir übernachten.
Der Fegensee
Als wir lospaddeln, ist es fast windstill. Wir sehen
noch, daß das Eis in der Bucht inzwischen aufgetaut ist. Wir kommen
gut voran. Wir fahren an vielen kleinen Inselchen vorbei auf denen schon
manchmal Vögel (vorallendingen Gänse) nist en. Gelbe Schilder,
deutlich sichtbar weisen darauf hin, daß das Betreten der Inseln
vom 1.4. bis zum 15.7. nicht gestattet ist.
Auf dem Fegensee
Nachdem wir eine ganze Zeit gepaddelt sind, machen
wir auf einer anderen Insel Pause, trinken etwas und vertilgen eine ganze
Menge Ostereier. Das Wetter sieht inzwischen garnicht mehr ganz so toll
aus, immer mehr Wolken ziehen auf, teilweise recht dunk le. Vorallendingen
frischt der Wind ziemlich auf, leider von vorne.
Wir paddeln weiter, die Wellen sind schon recht hoch. Wir fühlen uns
etwas mulmig in unserem offenen Kanadier, aber die Insel zu der wir wollen,
kommt schon in Sicht. Allerdings müßten wir quer über denn
See fahren um die Insel zu err eichen, und das wagen wir dann doch nicht
bei dem kalten Wasser. Teilweise schwappt bei hohen Wellen schon etwas
Wasser an Bord, aber es hält sich noch in Grenzen. Man kommt gegen
den Wind so gut wie garnicht voran, wir bewegen uns mit dem Tempo eine
r alten Oma.
Wellengang...
Als wir dann auch noch am Ufer eine geeignete Stelle
zum Zelten finden, beschließen wir dort zu bleiben und auf die Inselübernachtung
zu verzichten.
Unser Lager
Wir bauen wieder unser Lager auf, machen Feuer und
kochen uns ein Reisgericht. Da wir uns ein wenig überfressen haben
fallen wir schon gegen acht Uhr ins Bett. Diese Nacht ist spürbar
kälter als die vorige, ich schätze vielleicht so -5 C. Wir frieren
aber nicht.
Sonntag, 30.3.1997
Morgens scheint die Sonne, der Himmel ist blau, der See spiegelglatt.
Morgendlicher Ausblick auf den Fegensee
Etwas weiter weg sieht der See so komisch aus, fast als wenn er zugefroren wäre. Wir nehmen noch vor dem Frühstück das leere Kanu und fahren zu dieser Stelle hin. Tatsächlich, über Nacht ist der See doch tatsächlich ü ber eine ziemlich große Fläche zugefroren. Das Eis ist ganz dünn und auch schon wieder im auftauen begriffen. Es macht aber wahnsinnig Spaß mit dem Kanu durch das frische Eis hindurchzufahren.
Eisfahrt
Danach bereiten wir uns ersteinmal das Frühstück. Es gibt, wie gestern, am Feuer aufgebackene Brötchen und Müsli. Außerdem gönnen wir uns heute Rührei mit Speck.
Lecker, lecker...
Nach dem Frühstück machen wir uns wieder
langsam auf den Weg. Es ist an dieser Stelle besonders schwiering, das
Kanu zu Wasser zu lassen, da überall Steine im flachen Wasser zu sehen
sind. Merkwürdigerweise haben einige Steine blaue Flecken, genau in
der Farbe unseres Bootes...
Da wir nicht wissen, was uns bevorsteht geht es jetzt wieder zurück,
wir haben noch gut zwei Tage Zeit zum paddeln, da wir spätestens Dienstag
mittags wieder am Auto sein wollen, lieber früher, damit wir abends
noch das Kanu abgeben kö nnen.
Am Anfang haben wir leichten Rückenwind, der dann aber bald in recht
starken Gegenwind umschlägt. Die Wellen die uns entgegenkommen werden
wieder beunruhigend hoch, wir versuchen uns in der Nähe des Ufers
aufzuhalten. Das ist manchmal schwi erig, weil es deutlich besser ist direkt
gegen die Wellen anzufahren, als parallel zu den Wellen zu fahren. Insofern
war es manchmal geschickter bei irgendwelchen Buchten den direkten Weg
zu nehmen, als am Ufer zu bleiben. Trotzdem ist es irgendwie ein ko misches
Gefühl über eine größere Bucht zu fahren, wenn man
weiß, daß man bestimmt 15 Minuten braucht, lieber nicht wenden
sollte (wegen der Wellen) und auch nicht weiß, wie sich der Wind
in den nächsten 15 Minut en entwickelt. Sicherer hätten wir uns
mit Spritzdecke gefühlt, aber die haben wir ja nicht. Irgendwie kommenwir
aber dann doch noch über jede Bucht hinüber. Ich habe immer besondere
Angst, Tim und Heike sind da etwas cooler.
Naja, irgendwie meistern wir den Wind. Nachdem wir eine kurze Rast an unserer
Übernachtungsstelle von vorgestern gemacht haben, wollen wir eine
kleine Bucht anfahren, die auf der Karte so aussieht, als ob sie für
ein Nachtlager geeignet wär e. Wäre sie auch, doch leider ist
der hintere Teil der Bucht noch komplett zugefroren, und zwar mit zentimeterdickem
Eis. Wir versuchen uns noch an der Seite am Eis vorbeizuschummeln, aber
das klappt nicht, wir müssen kapitulieren.
Packeis...
Wir finden aber in der nächsten Bucht eine andere
schöne Stelle. Das Wetter ist inzwischen recht schlecht geworden,
es nieselt leicht. Im Wald dringt der Nieselregen aber nicht bis zum Boden,
es ist schön trocken. Wir bauen wieder unser Nachtlager auf und machen
Feuer. Das Zelt steht komplett auf weichem, frischem Moos.
Heute braten wir uns erst bayrischen Leberkäse mit Spiegelei, danach
gibt es die schwedischen Würstchen, die wirklich etwas eklig schmecken.
Da das Grillen der Würstchen am Stock aber so einen Spaß bringt
essen wir dann doch eines der beiden Pakete komplett auf. Auf dem Würstchenpaket
ist als Zutat an zweiter Stelle (nach dem Fleisch) Kartoffelmehl angegeben.
So schmecken sie auch. Den Schweden scheint das zu gefallen, weil man dort
fast nur solche Würstchen bekommt.
Wir gehen wieder recht früh schlafen und das, obwohl uns durch die
Umstellung auf Sommerzeit eine Stunde verlorengegangen ist. Heute Nacht
ist es deutlich wärmer, wir entledigen uns ziemlich schnell unser
Polartec-Kleidung und schlafen nun in Un terwäsche im Schlafsack.
Die Nacht ist eine der bequemsten, da unser Zelt wiegesagt auf weichem
Moos steht.
Montag, 31.3.97
Wir stehen morgens recht früh auf. Es ist bedeckt und windig, aber
trocken. Zum Frühstück gibt es am Feuer gebratenen Speck mit
Rührei und wie gewohnt, die Aufbackbrötchen. Müsli ist leider
alle.
Wir sind recht träge an diesem Morgen. Nach dem Frühstück
naschen wir noch Süßigkeiten. Wir haben auch noch viel Zeit.
Fegen, wo unser Auto steht ist nicht mehr weit weg. Wir wollen möglichst
nah heranfahren und dort campen, damit wir morgen früh nur noch eine
kleine Strecke zum Auto paddeln müssen. Irgendwann mittags kommen
wir dann aber doch los. Wir wollen noch auf der anderen Seite des Sees
in eine Bucht fahren und diese anschauen. Es ist wieder recht windig, d
er Wind kommt natürlich von vorn, und ich habe ein ungutes Gefühl
beim überqueren des Sees. Da aber in der Mitte ungefähr eine
etwas größere Insel ist, hat man nie das Gefühl allzuweit
vom Land enttfernt zu sein. Allerd ings nützt einem so eine Insel
wenig, wenn man nach einer Kenterung naß, durchgefroren und ohne
Gepäck auf ihr ankommt. Es gibt eine Abkürzung in die Bucht,
da vor Anfang der Bucht eine längliche großere Insel ist, vor
der man durchfahren kann.
Allerdings sieht das Wasser in der Bucht ziemlich aufgewühlt aus.
Wir legen an der Insel an, und tatsächlich, in der Bucht fängt
sich der Wind wie in einem Trichter, die Wellen sind so groß, daß
wir auf eine Besichtigung per Kan u verzichten. Leider müssen wir
nun noch einmal den Fegensee überqueren (Der Fegensee ist einige zehn
Kilometer lang, aber meist nur ca. einen Kilometer breit).
Das Ostufer an dem wir uns befinden ist ziemlich dicht besiedelt, und wir
würden wohl kaum ein ruhiges Fleckchen zum campen finden. Einziger
Lichtblick: Wenn wir den See auf der Optimalroute überqueren kommen
die Wellen ziemlich genau von vorne. Wir tun es also und arbeiten uns gegen
die Wellen an. Ich habe, wie immer, am meisten Angst. Es schwappt ab und
zu Wasser an Bord, aber insgesamt nicht viel.
Wir erreichen das andere Ufer. Wir sind nun schon kurz vor Fegen, finden
aber dennoch eine Stelle zum campen. Diese Stelle scheint öfters benutzt
zu werden, es gibt eine Feuerstelle und einen zur Sitzgelegenheit zurechtgehauenen
Balken. Heike liest e in Buch, und Tim und ich verspeisen aus Langeweile
das zweite Paket Ekelwürstchen, die wir uns am Stock grillen.
Ekelwürste
Tim geht dann noch spazieren und findet ein paar
hundert Meter entfernt einen Parkplatz mit Papierkörben. Sehr praktisch,
da können wir unseren inzwischen reichlich vorhandenen Müll entsorgen.
Heute kochen wir wieder Spaghetti mit Sahnesoße.
Wir gehen schlafen und wollen morgen eigentlich zeitig los, da wir noch
vorhaben das Kanu in Hamburg abzugeben. Der Kanuverleih hat bis 18 Uhr
geöffnet, es kann aber auch sein, daß bis 20 Uhr noch jemand
anzutreffen ist.
Dienstag, 1. April 1997
Wir wachen erst gegen 9 Uhr auf. Eigentlich wollten wir ja etwas früher
aufstehen, aber nun ist es auch nicht mehr zu ändern.
Wir packen zügig unsere Klamotten zusammen und beladen das Kanu. Dann
paddeln wir den letzten guten Kilometer zu dem Steg, an dem wir unsere
Tour begonnen haben.
Das Kanu wird entladen, das Auto beladen. Wir haben deutlich weniger Sachen
dabei, als auf dem Hinweg, da wir das meiste aufgefuttert haben. Das Kanu
wird auf den Dachgepäckträger gelegt und vorne sowie hinten mit
Seilen an den Abschlepphaken de s Wagens befestigt. Fast hätte ich
vergessen, daß wir das Kanu noch mit stabilen Spannriemen am Dachgepäckträger
befestigen müssen. Zum Glück denkt Tim daran. Nach einer knappen
Stunde ist alles gepackt, wir sind wieder star tklar.
Wir fahren los. Da wir noch nicht gefrühstückt haben, streicht
Tim uns jetzt während der Fahrt Brote. Gegen 12 Uhr kommen wir in
Helsingborg an. Wir tanken noch in Schweden, da wir kein dänisches
Geld haben.
Dann setzen wir mit der Fähre über nach Helsingør. Wir
hoffen in Rødbyhavn die Fähre um 15 Uhr zu erwischen.
Wir kommen dort fünf Minuten vor drei an, vor uns am Schalter befinden
sich noch drei Autos, die relativ zügig abgefertigt werden. Wir sind
dran und geben unser Ticket ab, welches in eine große Maschine gesteckt
wird. Leider kommt es aber nicht wieder heraus. Der Ticketkontrolleur klappt
die Maschine auf sucht nach unserem Ticket, findet es aber nicht. Die Autos
hinter uns werden an einem anderen Schalter abgefertigt. Als der Ticketmensch
nach ca. 15 Minuten mit Hilfe eines Kollegen unser völlig zerknülltes
Ticket zutage fördert, ist die Fähre natürlich weg. Da es
aber nun bereits 15:15 Uhr ist, müssen wir auch nicht mehr so lange
auf die nächste Fähre warten (denken wir).
Wir stellen fest, daß sich die hintere Dachgepäckstrebe gelöst
hat. Sie ist zwar noch fest mit dem Boot verbunden, aber nicht mehr mit
dem Dach. Das ist aber auch nicht so tragisch, da wir das Boot ansonsten
gut verzurrt haben. Trotzdem be festigen wir den Dachgepäckträger
wieder. Die Fähre fährt mit 20 Minuten Verspätung Richtung
Puttgarden ab. Wenn wir nicht die Angst hätten, das Boot nicht mehr
loszuwerden, wäre das auch alles nicht so schlimm, aber mor gen haben
wir eigentlich echt keine Zeit das Kanu abzugeben.
Nachdem das Schiff dann noch 10 Minuten irgendwo auf der Ostsee eine Pause
einlegt, kommen wir dann mit 30 Minuten Verspätung in Puttgadren an.
Dort geht dann aber alles recht schnell, wir fahren zügig nach Hamburg
und - o Wunder, es ist noch je mand am Kanuverleih, der uns das Kanu problemlos
abnimmt. Insgesamt war dieser fünfeinhalbtägige Urlaub mit Spritkosten,
Kanuverleih und Lebensmitteln gar nicht so teuer, jeder von uns mußte
ca. 250.- DM zahlen. Es hat sich gelohnt, und ic h kann nur jedem empfehlen
auch kurze Urlaubszeiten für so einen Kanuurlaub zu nutzen.
Nun noch ein paar Tips zu Kanutouren (Kanadier) die
ich auf zwei Kanutrips (davon ein vierwöchiger)
in Skandinavien sammeln konnte:
Eigentlich sind Kanus aus einem Polyethylen-Material (z.B auch Olthylen
oder Oltonar, oder wie auch immer die Hersteller "Ihre" Legierung
nennen) immer GFK-oder Glasfaserbooten vorzuziehen. Dieses Material ist
unempfindlich gegen Kratzer und Bruch.
Wer plant Wildwasser zu fahren muß auf jeden Fall so ein Boot nehmen.
Spritzdecken sind nicht nur für Wildwasser erforderlich, auch auf
Seen bieten sie bei höherem Wellengang ein größeres Maß
an Sicherheit. Außerdem halten sie im Unterkörbperbereich den
Wind ab und wärmen somit. Schwimmwesten oder Schwimmhilfen sollte
man immer tragen. Nicht nur, daß sie im Falle des Kenterns das Schwimmen
erleichtern, nein, sie sind auch ein guter Wind-und Kälte schutz für
den Oberkörper. Ob man sich für richtige Schwimmwesten mit Kragen
entscheidet, der bei einem bewußtlosen Schwimmer dafür sorgt,
daß der Kopf nicht ins Wasser kippt, bleibt jedem selbst überlassen.
Für das Gepäck eignen sich wasserdichte Tonnen und wasserdichte
Kleidersäcke (zB. Ortlieb). Bei der Auswahl der Tonnen ist es reatsam
darauf zu achten, daß man auf ihnen bequem sitzen kann, eine schöne
Sache am Lagerfeuer.
In einem Kanu kann man übrigens deutlich mehr Gepäck mitnehmen,
als man vermutet; man braucht sich auf seiner mehrwöchigen Tour eigentlich
mit dem Gepäck in keiner Weise einschränken. Es empfiehlt sich
innen im Kanu an der Außenwand lose eine Leine einzuspannen. Dort
kann man dann mit Karabinerhaken alle Gepäckstücke einhaken.
Die Kleidersäcke kann man auch direkt mit dem Verschluß an der
Leine befestigen. Im Falle einer Kenterung schwimmen dann nicht alle Gepäckstücke
einzeln herum. Plant man eine längere Tour mit Umtragung von Hindernissen,
empfiehlt sich ein Kanuwagen. Bei bestimmten Modellen gibt es Schrauben,
die dazu neigen lose zu werden. Man sollte also entsprechendes Werkzeug
dabeihaben. (Inbusschlüssel).
Man sollte bei mehrtägigen Touren nicht vergessen Ersatzpaddel (knapp
eines pro Boot) mitzunehmen. Ein Paddel kann immer mal verloren, oder kaputt
gehen, und ohne Paddel sieht man alt aus. Beim Transport des Kanus auf
einem Dachgepäckträger eines PKW lassen sie die Paddel (evtl.
auch andere Dinge) wunderbar im Kanu festbinden und müssen nicht im
Auto liegen. Außerdem ist wichtig, das Kanu nicht nur mit stabilen
Zurrgurten (Ratschen) am Dachgepäckträger festzubinden, sondern
auch vorne und hinten mit einem stabilen Strick unten am Auto festzuzurren.
Hierfür eignen sich normalerweise die Abschleppösen des Autos.
Vorne darf das Kanu nicht übers Auto hinausragen. Als Dachgepäckträger
reicht eigentlich ein Grundsystem, also ein Querträger vorne, einer
hinten.
Nun noch ein paar Erkenntnisse, die ich beim Wildwasserfahren gewinnen
konnte. Ich habe keinerlei theoretisches Wissen und weiß nicht was
"Fachleute" zu meinen Tips sagen würden, aber dies sind
Erkenntnisse, die ich am eigenen Leibe in der Prax is in einem Zwei-Mann-Kanadier
gewonnen habe.
Man sollte ersteinmal einen Kanuführer und eine gute Karte mit kleinem
Maßstab haben. Dort wo Höhenlinien den Fluß kreuzen könnten
Stromschnellen sein. Schlängellinien in der Karte markieren auch Stromschnellen.
Da man im Kanu die Froschperspektive hat, sieht man Stromschnellen nicht
immer von weitem so gut. Im Zweifelsfall sollte man immer vorher anlanden
und die Stromschnellen vom Ufer aus betrachten. Schafft man das Anlanden
nicht mehr rechtzeitig und ist schon zu stark in der Strömung drin,
sollte man lieber gerade auf die Stromschnellen zu fahren (Augen zu und
durch...), als zu versuchen ans Ufer zu kommen und dann quer oder schräge
in die Stromschnellen hineinzugeraten.
Man sollte sich eines zur Regel machen: Immer mit der Strömung schwimmen,
immer da wo das meiste Wasser fließt. Da das ist in Kurven bekanntlich
das äußere Ufer ist, sollte man auch dort fahren. Wenn man versucht
in der Mitte zu fahr en treibt man sowieso nach außen. Die Gefahr
vom Wasser an das Ufer gedrückt zu werden, ist nicht so groß.
Dumm ist nur, wenn Bäume oder Gestrüpp über dieser Stelle
hängen, so daß man dort nicht fahren kann.
Was noch wichtig ist: Das Kanu immer gerade zur Strömung halten. Wenn
man auf einen größeren Schwall zufährt, versucht man natürlich
diesen zu umfahren. Unter dem Schwall befindet sich immer ein Hindernis,
es ist nur sehr schlecht abzuschätzen, ob das Hindernis zwei Zentimeter
oder einen Meter unter der Wasseroberfläche ist. Wenn man merkt, daß
man es nicht mehr schafft einen Schwall zu umschiffen, ist es besser, gerade
darüber weg zu fahren, als schräg. Fährt man gerade wird
man normalerweise mit einem großen Rums drübergetragen. Erwicht
man ihn schräg, bleibt die eine Seite hängen, das Kanu wird quergestellt
und man kentert. Es hat sich als praktikabel erwiesen erst zu versuchen
an dem Hindernis vorbeizukommen, und kurz bevor man aufläuft drückt
der Hintermann das Kanu mit einem einzigen kräftigen Schlag gegen
die Strömung gerade. Der Vordermann hat wenig Einfluß auf Richtungsänderungen.
Entweder man ist dann an dem Hindernis vorbeigekommen, oder nicht.
Du bist Leser Nummer
seit dem 15.11.1997